Anmerkung im Vorfeld, das Interview fand am 23. Juli statt, also bereits vor dem ersten Meisterschaftsspiel des SK Rapid Wien, wo sich Thomas leider eine schwere Verletzung zugezogen hat. Nach Rücksprache mit Ihm und gut überstandener OP am Sonntag, sollen wir das Interview dennoch veröffentlich. Gute Besserung und eine schnelle Genesung wünscht Dir auf diesem Weg der gesamte SV Wimpassing!

Hallo Thomas, erstmals Danke, dass du Dir die Zeit nimmst, dem SV Wimpassing Rede und Antwort zu stehen, vor allem, um im Vorfeld Eures Freundschaftsspiels am 4. September in Wimpassing  etwas Werbung zu betreiben. Nicht selbstverständlich, Dein Terminplan ist sicherlich gut gefüllt …

Natürlich, gerade jetzt in der Zielgeraden der Vorbereitung, aber für meine Freunde aus Wimpassing nehm ich mir immer Zeit! (lächelt)

Ajax Amsterdam lautet Euer Gegner für die CL-Quali. Ein großer Name im europäischen Fußball, auch wenn der letzte große Erfolg der CL-Gewinn 1995 war. Hat hier eine Mannschaft aus Österreich eigentlich eine Chance, die Hürde zu nehmen?

Ajax hat einen sehr großen Namen, eine junge Truppe, aber auch Routiniers wie Johnny Heitinga, der in dieser Transferzeit von Hertha BSC zurückgekehrt ist. Unser großer Vorteil ist, dass wir eine eingespielte und eingeschworene Truppe sind. Ebenso werden uns unsere einmaligen Fans daheim wie auswärts pushen und in zwei Spielen ist immer alles möglich!

Was sind heuer Eure Ziele für die kommende Saison in der österreichischen Bundesliga?

Wir wollen auf alle Fälle Salzburg den Kampf ansagen und mindestens in den internationalen Plätzen landen.

Der letzte Cup-Sieg ist auch schon eine Weile her, die erste Runde habt ihr aber ohne Mühe genommen. Hat der Samsung-Cup heuer ebenso Priorität in Euren angestrebten Zielen?

Rapid war in den letzten Jahren leider im CUP nicht sehr erfolgreich,  Priorität hat er jedoch stets besessen und auch heuer ist der Finaleinzug die Zielsetzung!

Von Euren Zielen, nun etwas zu Dir persönlich. Geboren in Kittsee, aufgewachsen in Deutsch-Jahrndorf, man könnte meinen ich spreche mit einem Ur-Burgenländer, nebenbei erwähnt aber in perfektem Hochdeutsch. Wohnhaft bist du derzeit in Wien. Wo siehst du dich geografisch?

Natürlich liegen meine Wurzeln im Burgenland und da ich ein sehr familiärer Mensch bin und meinen Omas häufiger einen Besuch abstatte, eine in Deutsch-Jahrndorf, die andere in Kittsee zuhause, bin ich noch sehr oft in meiner Heimat, wobei durch meine Freundschaften mittlerweile auch Wimpassing für mich zu einer weiteren geworden ist.

Du hast deine Großmütter erwähnt. Wie wichtig ist deine Familie für dich im Allgemeinen und wie wichtig war sie für deine Karriere?

Ohne der Hilfe meiner Familie hätte ich es sehr wahrscheinlich nicht zum Profi geschafft. In meiner Jugend opferten sie viel Zeit für meine Turniere im Ausland, wie auch die unzähligen Trainingsstunden zuhause in Deutsch-Jahrndorf im Garten mit meinem Vater, die sicherlich ebenso zu meinem Erfolg beitrugen. Die leckere Verpflegung nach den Trainingseinheiten durch meine Mutter soll aber genauso Erwähnung finden, denn diese war stets ein sehr guter Kraftspender.

Wie ist deine Laufbahn verlaufen, konnte man schon früh erkennen, dass du das Zeug zum Profi haben wirst? Wer war dein größter Förderer?

Ich bin seit der U8 bei Rapid gewesen, bis zum Profi Kader, wo ich zu Beginn nicht den Durchbruch schaffen konnte. Angefangen habe ich nebenbei als Stürmer, erfolgreichen wohlgemerkt, bis ich in der U10 zum Verteidiger umgeschult wurde. Danach war ich in Lustenau, Wacker Innsbruck, Ried, bis ich wieder zu meinen Wurzeln zurückkehrte. Ein besonderer Trainer für mich war Paul Gludovatz, unter dem ich in Ried trainieren durfte und sicherlich einer meiner größten Förderer war.

Du hast ja einige Stationen als Fußballer hinter Dir und konntest Österreich gut kennenlernen. Was waren für dich bis heute die schönsten Erinnerungen?

Ein spezielles Highlight war natürlich mein erstes Länderspiel für Österreich gegen Lettland unter Didi Constantini. Ebenso der Cup-Sieg mit dem SV Ried unter Paul Gludovatz, wobei aber das Debut beim SK Rapid Wien in der Kampfmannschaft einen speziellen Platz einnimmt, da ich schon als kleiner Junge geträumt habe, die grün-weißen Farben im St. Hanappi zu tragen.

Du hast einen speziellen Bezug zum Nachwuchsfussball, bist ja auch ausgebildeter Trainer und trainierst derzeit unsere hiesige U10, bereits seit deren 7. Lebensjahr. Wie siehst du die Arbeit als Nachwuchstrainer allgemein und wo liegen deine Schwerpunkte?

In erster Linie möchte ich bei dem Nachwuchstrainer-Team aus Wimpassing bedanken, die mich damals herzlich in ihrer Mitte aufgenommen haben. Genauer gesagt sind wir zu viert bei der U10 vertreten! Hansi Leitgeb ist unser Chef, der mit seinen vielen Trainingsideen und seinem organisatorischen Talent uns immer  wieder aufs Neue überrascht! Das Koordinationstraining übernimmt Hannes Turek, der einen schwarzen Gürtel in Karate besitzt und dadurch stets mit speziellen Übungen die Stabilisation unserer Jungs verbessert. Markus Windholz wiederum ist ein Allrounder, der in jedem Bereich durch seine langjährige Torwarterfahrung und seiner Spielerkarriere uns sehr  weiterhilft. Die Arbeit mit den Kleinen macht mir extrem Spaß und ist für mich eine Möglichkeit, etwas dem Fußball zurückzugeben.

Ihr absolviert auffällig viele Freundschaftsspiele, die Marke Rapid Wien scheint stets zu ziehen, vor allem im Osten  des Landes. Wie bekommst du die Stimmung auf den Plätzen mit?

Für uns Spieler ist es immer wieder überraschend, dass auch in kleineren Dörfern in Österreich eine derart hohe Dichte an Rapid Fans herrscht und es ist für uns eine enorme Ehre, dass selbst zu solchen Freundschaftsspielen immer zahlreiche Fans kommen und für tolle Stimmung sorgen.

Ist es für Euch „Dienst nach Vorschrift“, wenn Ihr gegen einen unterklassigen Gegner agiert, wie nun gegen den SV Wimpassing, die in der 4. Leistungsstufe, in der höchsten des Burgenlandes, voriges Jahr den 5. Platz erringen konnten?

Besonders in Vorbereitungs- oder Testspielen versuchen wir eine neue Taktik oder Spielzüge für den Meisterschaftsbetrieb auszuprobieren. Spieler, die dort weniger zum Zug kommen, können hier ebenso Spielpraxis sammeln.

Ist es ein besonderes Spiel für Dich, hier in Wimpassing vor deiner Nachwuchsmannschaft und deinen Freunden einen Auftritt zu absolvieren oder ein Spiel wie jedes andere?

Meine Vorfreude ist bereits seit der Ankündigung riesig und natürlich wird es für mich ein besonders emotionales Spiel werden.

Du kennst die Mannschaft von Wimpassing ja sehr gut, bist oft Zaungast und interessierter Zuseher. Würdest du dir für dieses Spiel einen speziellen Gegenspieler wünsche?

(Lacht) Ja, es gibt wirklich zwei spezielle Spieler, gegen die ich gerne antreten würde. Max Windholz, mit seinen fast 40 Jahren, der bereits sein x-tes Comeback gegeben hat, der mich aber oft alt aussehen hat lassen im Spiel eins gegen eins in seinem Garten und natürlich Geri Wahl, den Schürzenjäger aus Wimpassing, der extra exakt 17 Kilo abgenommen hat für dieses Spiel und dessen Rippe man besser erkennt als je zuvor. Ich hoffe, dass Obmann Richard Lochar mir diesen Wunsch, wenn auch nur für eine Minute, erfüllen könnte. Auf Erich „Speckhino“ hingegen will ich nicht treffen, da die Verletzungsgefahr doch zu groß wäre …

Ein besonderes Highlight ist das Spiel natürlich für unsere Youngsters, die sich bereits im Vorfeld streiten, wer mit wem an der Hand einlaufen darf. Welches Gefühl ist es für dich, wenn die Kleinen mit großen Augen auf Euch warten, um mit Euch den Weg an die Mittellinie zu beschreiten? 

Ein sehr, sehr schönes Gefühl, da nicht vor allzu langer Zeit es für einem jeden von uns der Wunsch war, mit einem Profifußballer diesen Weg zur Mitte zu gehen. In solchen Momenten gehen Kinderträume in Erfüllung und oft werden die Hände tagelang nicht mehr gewaschen.

Siehst du dich derzeit im besten Fußballeralter oder denkst du, es gibt noch Luft nach oben?

Es gibt immer Luft nach oben, weil mein Mentor Paul Gludovatz schon immer meinte, Stillstand ist Rückschritt.

Als Profi steht man ja unter Dauerbeobachtung der Öffentlichkeit, wie schwer ist es hier ein normales Leben zu führen?

Wien ist eine große Stadt, wo es leicht ist unterzutauchen. Wie ich damals in Wimpassing beheimatet war, war es ebenso sehr angenehm zu leben, da unter solch tollen Fußballern ein weiterer nicht weiter auffällt! (lacht herzhaft)

Du hast zu Beginn die Verpflegung deiner Mutter erwähnt, wie ernährt sich ein Profi wie du?

Natürlich versuche ich gesund zu leben, genug Schlaf zu bekommen und achte auch auf meine Ernährung. Derzeit fallen auch viele vegane Gerichte in meinen Speiseplan!

Wo suchst du deinen Ausgleich zum Profitum, wo trifft man dich in deiner Freizeit an?

Meine sehr große Leidenschaft ist der Golfsport. Ich habe heuer bereits zum zweiten Mal die „Thomas Schrammel Charity Open“ veranstaltet, wo ich mit meinem Lieblingshobby Geld für einen guten Zweck sammle.

Du bist leidenschaftlicher Golfer und Taucher. Warum genau sind diese beiden Sportarten in deiner Freizeit so präsent? 

Als Profisportler kann man neben der Haupttätigkeit keinen anstrengenden oder gar gefährlichen Sport ausüben. Daher ist Golf ideal, auch da man auf sich alleine gestellt ist und auch daher einen guten Ausgleich zum Mannschaftssport darstellt. Beim Tauchen fasziniert mich die Ruhe, die Stille, wie das Rauschen des Wassers, das mich vollends abschalten lässt.

Darf man Dein Handicap erfragen und hast du das niedrigste im Team?

Mein HC liegt bei 22 und ist nebenbei wirklich das niedrigste im Team.

Was kannst du unseren jungen Lesern am Ende noch mitgeben am Weg und was dürfen die Zuseher am 4. September von Dir und Deinem Team erwarten?

Die Zuschauer können sich auf eine engagierte Rapid Truppe in Wimpassing einstellen und wir wollen mit einer sehr guten Leistung uns für die Einladung nach Wimpassing bedanken. Natürlich ist ein Sieg Pflicht, auch da ich dies natürlich bei meinem Treffen mit meinen Wimpassinger Freunden stets gerne erwähnen werde.

Zum Abschluss eine letzte Frage, stimmt es, dass du unbedingt gewinnen willst, da du ansonsten nur wenige Siege in Wimpassing einfährst, wenn man FIFA 15 auf der PS4 als Vergleich hernimmt?

Darauf möchte ich nicht antworten, nicht ohne Anwalt (lacht).

Thomas ich bedanke mich für das Interview, es war wie immer eine Freude mit dir in entspannter Atmosphäre zu plaudern und wünsche Dir im Namen der SVW Familie eine traumhafte und erfolgreiche Saison 2015/2016, wo die Niederlage gegen uns die einzige bleiben soll 😉